Gedicht der Woche 18/2025
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Blüten und Düfte Die Erle im Licht. Fast kaukasische Bläue. Der kleine Wind, der die Birke verwirrt. Das ist die wirklich beständige Treue: Der Ehrenpreis blüht, der bläßliche, scheue. Die Erde erfüllt ihr Gesetz unbeirrt. Die Düfte, die Düfte: das Leben von Bäumen Und Sträuchern und Stauden im Mai. Die Ebereschenblüten verschäumen Gilbend den Dunst von gebrühtem Salbei. In allen Gräben, an allen Hängen Blüht Wiesenkerbel: fast ohne Geruch. Er trägt dafür auf den Überlängen Seiner grünen Ständer ein Spitzentuch, Geklöppelt aus weißen Blütensternen. Vielmeterlanges Tuch wellt im Wind. Neu sind jedes Jahr ein paar Worte zu lernen, Denen Düfte und Blüten zutraulich sind. Eva Strittmatter
aus "Mondschnee liegt auf den Wiesen"
Aufbau Verlag 1975