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von Zachow

Vincent E. Noel: "Die Ballade von Marie und dem ewigen Regen"

Ein Jüngling liebt ein Mädchen. Das hat einen anderen erwählt. Die daraus resultierenden Schmerzen des jungen Mannes sind eine alte Geschichte, die dennoch immer wieder erzählt wird. Zum Beispiel von dem 27-jährigen Nürnberger Schriftsteller Vincent E. Noel, der in seinem neuen Buch das Liebesdrama in einer Provinzstadt ansiedelt. Parchim ist eine Kleinstadt in der mecklenburgischen Provinz, in der sich das in der ehemaligen DDR vom Staat umworbene „Proletariat“ sich mittlerweile vom Schicksal abgespeist fühlt. Die Straßen sind grau, alles ist trist und voller Regen Als noch die Rote Armee hier stationiert war, gab es auch noch Arbeit. Doch die Sowjets sind verschwunden, mit ihnen die Arbeit, und geblieben sind Müll und Ungeziefer. Dazu noch ein Haufen heruntergekommener Plattenbauten, deren Bewohner schon längst abgestumpft sind und resigniert haben, und einen „Rosengarten“, in dem längst keine Rosen mehr blühen, aber manchmal der eine oder andere Jugendliche auf einer Parkbank übernachtet. Einer von ihnen ist der Ich-Erzähler Nils, ein Gefangener dieser düsteren Verhältnisse, die durch seinen alkoholsüchtigen Vater nur noch verstärkt werden, der vor dem Fernseher vergammelt und von seiner toten Frau träumt. Einziger Lichtblick und letzte Hoffnung des sensiblen Jugendlichen ist Marie, die er schwärmerisch aus der Ferne verehrt, ohne jemals ein Wort mit ihr zu wechseln. Gleichzeitig wünscht er sich, mit ihr wegzugehen und ein neues, von der Sonne ewiger Liebe erhelltes Leben zu führen, untermalt vom Klang der Querflöte, die sie meisterhaft spielen kann. Doch, wie gesagt, seine Angebetete hat sich für einen anderen entschieden. Und Nils ist übler dran als jemals zuvor. Nils berichtet davon in einem langen Monolog, der reizvoll die Buchstaben wie in Versform mäandern lässt. Zwar hat Vincent E. Noel seine „Ballade von Marie und dem ewigen Regen“ an die früheren Balladendichter angelehnt, doch auch die Nähe zu einem Theatertext ist unübersehbar. Sein gewöhnungsbedürftiges Buch ist ein Prosagedicht, gegliedert durch sprachliche „Leitmotive“, welche dem Leser das Einfühlen in die chaotische Innenwelt eines unglücklich Verliebten erleichtern sollen.

Vincent E. Noel

Die Ballade von Marie und dem ewigen Regen

Wiesenburg Verlag, 97 Seiten, EUR 12,-

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