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von Lilo Herz

Michael Wallner: "April in Paris"

Paris war - und ist vielleicht auch heute noch – für viele deutsche Leser ein Synonym für Liebe, auch im April. Dazu trugen sicher auch die vielen Schlager der 50/60er Jahre bei, die zu diesem Thema gesungen wurden. Bestimmt dachte und denkt dann keiner mehr an den Krieg. In die Kriegszeit hat aber der Autor seine Romanhandlung verlegt. Als die Deutschen sich noch als Sieger fühlten, im Frühjahr 1943, schildert ein 21-jähriger Soldat seine Erlebnisse im besetzten Paris. Er arbeitet als Dolmetscher für die deutsche Geheimpolizei und übersetzt die Verhöre der Widerstandskämpfer. Obwohl er sich über die verheerenden Folgen seines Handelns im klaren sein muß, erkundet er heimlich in Zivilkleidung die geliebte Stadt und stürzt sich mit geschlossenen Augen ins Unglück.

Für jemanden, der die Liebe zu einem anderen Volk, zu seiner Sprache, seiner Literatur, zu seiner Kultur nicht kennt, ist ein solches Verhalten völlig irrational. Und dann verliebt er sich auch noch – und das war nicht geplant – in ein Mädchen dieses Volkes, des bekämpften Feindes.

Wie vorauszusehen, endet diese Liebe tragisch. Durch seine Flucht vor der Wirklichkeit, gerät er in die Fänge derer, für die er arbeiten muß, und landet nun auf der Seite ihrer Opfer. Die Liebe in all ihren Facetten kennt eben keine Logik und keine Vernunft und führt ihn direkt ins Verderben.

Aber trotz der unsäglichen Qualen, die er dadurch erdulden muß – Folter bei den Verhören, unerträgliche Schmerzen an Leib und Seele bis zur Ohnmacht und Todesnähe – gibt er nicht auf, weil ihm die Liebe nie geahnte Kräfte verleiht, das alles zu ertragen. Es bleibt ihm die Empfindung des Glücks, sie erlebt zu haben.

Michael Wallner

April in Paris

Btb, 240 Seiten, Taschenbuch, EUR 8,-

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